Nachtflug zu Gast im Ludwig

Radio 100 Akt zwei unseres 30jährigen Jubiläums, das im März begonnen hat.

Morgen, am Dienstag, 20. Juni, werde ich um 20 Uhr in der Galerie – Bar Ludwig den 130. Geburtstag von Kurt Schwitters zum Anlass nehmen, an meine Nachtflug-Sendung zum 100. Geburtstag von 1987 zu erinnern. Wer da nicht alles mitgemacht hatte: Oskar Pastior nahm für uns eine „Suite für Kurt Suitters“ auf. Die Tödliche Doris sendete eine Schweigeminute. Wolfram Haack las mit Raspelbass Schwitters-Texte. Helmut Höge und Sabine Vogel interviewten unter Zuhilfenahme von viel Bier Thomas Kapielski, transkribierten die Aufnahme und lasen das Transkript mit nöligen Stimmen vor. „Nicht nur dass ich Schinken heiße, auch dass ich hinke, find ich Scheiße“, so etwas kam dabei heraus. Ich hatte in der Akademie der Künste gegen ein Ei von Hans Arp geklopft und den Klang mit meinem Sony Professional Walkman aufgenommen. Original Dada-Töne erklangen ebenso wie nicht ganz originale Wiederaufnahmen. Am 2. März 1988 kompilierte ich aus den vier Stunden eine Stunde und unterlegte sie mit zwei akustischen Schmutzspuren, dem damals neuen Album von Radiohead und pathologischen Herzgeräuschen.

Die Nachtflug-Reise geht am Freitag dieser Woche, am 23. Juni, ab 21 Uhr weiter mit einer langen Nacht des Nachtflugs. Alle Autorinnen und Autoren sind herzlich eingeladen, Soundbytes, Erinnerungen, Klänge und Produktionen von damals vorzustellen. Natürlich geht es dabei auch darum, die Freiheit zu ermessen, die wir mit dem eigenen Radioprogramm errungen hatten. Was findet sich davon in neuen Medienformaten des Hörfunks, im Internet und bei Podcasts wieder?

Eine Woche darauf darf ich am 30. Juni ab 21 Uhr mit freundlicher Genehmigung durch Max Goldt seinen Nachtflug vom Dezember 1987 vorstellen.

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Zeitreise

Hallo, technisches Vorbereitungsteam an alle,

Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut und den Zeittunnel nachgebaut, um uns alle ins Jahr 1987 zurück zu beamen.

Bei den ersten Testläufen haben wir die wichtisten Ereignisse des Geburtsjahres von Radio 100 abgefilmt und für Euch in einer einstündigen Dokumentation zusammengestellt:

Und dann haben wir uns besonders den 1. März 1987 angeschaut, den Tag des Sendestarts von Radio 100.
Viel Spaß bei der Zeitreise!

Party am 3.3. und 4.3. 2017

im Columbia Theater Berlin

am Flughafen Tempelhof.

Eintritt jeweils 7.- Euro.

 

Am Freitag den 3.3. 2017 ab 21 Uhr

Das audionautische Nachtflug Party

Das Hörradio und Zuhörradio, das experimentelle Radio, eine Mischung aus kleinen Live-Acts und Live-Radio   Eintritt € 7. 

 

Am Samstag  den 4.3. 2017 ab 21. Uhr

Die Jubiläumsparty.

DJs und kleine Live-Acts bewegen sich und uns durch die Geschichten von „Heinos bunter Melodienstrauß“ über  „Rhytmus & Börsenkrach“, „Sonic Life“ , „Midnight Tracks“ bis zu den „Dissonanzen-Nächten“.

Eine Nacht so überraschend wie „Radio 100“.

Eintritt € 7.-

Die Ausstellung

Radio 100 hat Zeit- und Mediengeschichte geschrieben. Als im März 1987 Radio 100 zu senden begann, lauteten fast alle Wetten: Das geht nicht lange gut. Die anfänglich auf vier Stunden (19-23 Uhr) begrenzte Sendelizenz galt derselben Frequenz, auf der Ulrich Schamonis Programm Hundert,6, wie man bei Radio 100 kurz vor 23 Uhr bemerkte, ein 18-stündiges Pausenzeichen sendete. Radio 100 verdankte die Lizenz einer medienrechtlichen Pluralitätsidee. Durch die Teilung der Frequenz auf so unterschiedliche Programme sah der Lizenzgeber, der Berliner Kabelrat unter Vorsitz des Bundesverfassungsrichters a.D. Ernst Benda, die Pluralität des auf der Frequenz gesendeten Programms als gewährleistet an. Um 19 Uhr beendete Hundert,6 sein Programm mit der Nationalhymne, worauf Radio 100 mit dem Klang einer Klospülung antwortete.
Aber nicht nur in dieser grosso modo-Betrachtung war Radio 100 medienpolitisch und lizenzrechtlich ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Der Kabelrat hatte die miteinander konkurrierenden Bewerber um die Teilfrequenz dazu – nun ja – ermuntert, sich zu einer Gesellschaft zusammenzuschließen, weil jeder von ihnen allein keine Aussicht auch nur auf eine Teilfrequenz besaß. So schloss sich zusammen, was besser auseinander geblieben wäre. Die Auflage führte in der Gruppe der Gesellschafter zu einem chronischen Streit über praktisch alles: das Programm, die Verteilung des Geldes, die Gestaltungsansprüche der Gesellschafter, die ihnen auferlegten Pflichten und damit verbundene Versäumnisse. Deshalb hier eine erste These, die es für die Ausstellung zu illustrieren gälte: das Programm von Radio 100 kam sowohl wegen als auch trotz der es tragenden Gesellschafter zustande. Wer nur die historischen Akten läse, bekäme keine Idee von der tatsächlichen vielstimmigen Beschaffenheit des Programms.
Etwas zweites kommt hinzu: einige Sendeplätze und ihre ProgrammmacherInnen rechneten sich sozialen Bewegungen zu (Frauen, Schwule, Internationalismus, Punk, et alii), ohne dass die damals in Berlin, in Westdeutschland oder international engagierten AktivistInnen oder VordenkerInnen selbst im Programm vorgekommen wären. Das Programm entstand in relativer Autonomie zu den Bewegungen, denen es sich verbunden fühlte. Wie illustriert man diese disparaten Momente, ohne sich im Kleinklein zu verlieren?
Lasst Euch überraschen wie Hans Hütt, der ehemalige Radio 100 „Nachtflug“-Pilot,  und sein Team diese Aufgabe bewältigen! Eines ist sicher, der Austtellungsraum im Zelt im Garten des Columbia Theaters hat eine Heizung. Ihr könnt Euch Zeit nehmen! An den Hörstationen könnt Ihr Euch selbst das Programm zusammenstellen.