Radio 100 000

Während des Streiks an den West-Berliner Hochschulen 1988/1989 gründete sich eine Radioinitiative. Zunächst wurde überlegt, den SFB zu besetzen und einen Piratensender in Betrieb zu nehmen. Die Besetzungsidee wurde schnell verworfen, der Bau eines Piratensenders benötigte Zeit.

So nahmen die Gruppe Kontakt mit Radio 100 auf. Dort war gerade die abendliche Sendung Internews abgesetzt worden, und so konnten ab dem 15.12.1988 täglich 15 Minuten „Radio 100.000 – Die Stimme der 100.000 StudentInnen“ ausgestrahlt werden. Für ein paar Tage im Dezember ging schließlich auch der Piratensender „Radio UniWut“ vom Dach des Telefunkenhauses am Ernst-Reuter-Platz auf Sendung.

Das Programm von Radio 100.000 bestand anfangs hauptsächlich aus Meldungen zum Uni-Streik. Oftmals wurde zu Demos mobilisiert. Es gab Forderungen für eine materiell und institutionell abgesicherte Bildung für alle, und hochschulpolitische Fragen wie z.B. bessere Mitbestimmung oder Verbesserungen in der Lehre waren wichtige Themen. Später kamen allgemein gesellschaftspolitische Themen hinzu, wie z.B. die Gleichberechtigung von Mann und Frau, oder der Stop des Kampfflugzeugs Jäger 90.

Nach Beendigung des Uni-Streiks, wurde dann alle 14 Tage im Wechsel mit der Jugendsendung „RoZ – Radio ohne Zensur“ eine ganze Stunde gesendet. Die Themen wurden vielfältiger. Schließlich wurden dann auch zwei TutorInnenstellen am Institut für Kommuniktionswissenschaften der TU geschaffen. StudentInnen konnten dort das Radiohandwerk praktisch erlernen und sich ausprobieren.

Nach Einstellung des Sendebetriebs von Radio 100 wurde beim Offenen Kanal Berlin über Kabel und beim neu gegründeten Berliner Uniradio „RX5“ einige Jahre weiter Programm gemacht.