Radio 100 im Archiv der DDR-Opposition

Fotoarchiv © Frank Ebert

Das Radio 100 Festival bringt viele der Radioaktiven von damals wieder zusammen, oft das erste Mal nach dreißig Jahren. Erinnerungsarbeit ist oft mit materiellen Gegenständen verbunden, Kassettenmitschnitten von Sendung, Flyern, Programmheften, Protokollen von Redaktions- und GmbH-Sitzungen usw. Daher möchten wir diese einzigartige Gelegenheit nutzen, um möglichst viele Radio 100 Gegenstände zusammen zu tragen und in ein Archiv zu überführen, auf dass sie für die Nachwelt überdauern.

Auch Euch, geneigte Hörerinnen und Hörer von Radio 100, möchten wir einladen, Euch am Aufbau des Radio 100 Bestandes zu beteiligen. Schaut in Euren Kellern und Dachböden, was sich noch an thematisch relevanten Dingen finden lässt. Kassettenmitschnitte von Sendungen, Programmhefte, Zeitungsausschnitte, alles ist wertvoll.

► Während des Festivals wird es im Columbia Theater die Möglichkeit geben, Archivalien abzugeben.

► Ihr könnt Euch auch gern direkt an das Archiv der DDR-Opposition in der Robert-Havemann-Gesellschaft wenden, wo der Bestand Radio 100 archiviert wird. Eine Übergabe könnt Ihr vereinbaren per Email an Rebecca Hernandez Garcia.

► Dafür bitten wir Euch, uns Informationen zu den Gegenständen zu geben. Sieh unter Metadaten.

Hier werden wir nach und nach erläutern, was mit den Sammlungsstücken geschieht und wie sie genutzt werden.

Zu den Fragen, was in einem Archiv geschieht, wer damit arbeitet und wie es lebendig werden kann, siehe auch das Panel „Das Radio 100 Archiv: Wie lebt Mediengeschichte weiter?“ am Freitag, 03.03.2017 um 15 Uhr
 

Inhalt

Radio 100 im Archiv der DDR-Opposition
Metadaten
Forschung
Digitalisierung
Kreative Weiternutzung
Fragen & Antworten

 

Radio 100 im Archiv der DDR-Opposition

Bände offen © Frank Ebert

Dank der tatkräftigen Unterstützung durch das Deutsche Rundfunkarchiv haben wir in der Robert-Havemann-Gesellschaft eine nachhaltige Bleibe für den Radio 100 Bestand gefunden. Im Archiv der DDR-Opposition befinden sich bereits die Sendungen und andere Sammlungsstücke von Radio Glasnost. Nun werden alle Radio 100 Materialien hier gesammelt.

Die Kartons mit Tonbändern, Kassetten, Sendungsmanuskripten, Programmheften, Fotos, Protokollen von Redaktions- und GmbH-Sitzungen usw. usw. werden nach Eingang im Archiv erfasst und abgelegt. Nach der Ordnung der Materialien erfolgen die Verzeichnung und die Erstellung des Findbuches. Das ist ein Register der vorhandenen Archivalien, das mit einer Einführung in den Sammlungsgegenstand und seinen Kontext beginnt. Für den nächsten Schritt, die wissenschaftliche Aufarbeitung, ist das Findbuch das wichtigste Werkzeug.
 

Metadaten

Schriftgut © Frank Ebert

Um Daten zu finden braucht es Metadaten. Ja, das ist eine lästige Sache, wissen wir. Aber stellt Euch vor, jemand, die oder der eine Kassette oder ein Foto zum ersten Mal in Händen hält, muss sich einen Reim darauf machen. Eine kleine Anstrengung der Besitzerin spart aufwendige Detektivarbeit im Nachhinein.

Daher möchten wir Euch bitten, wenn Ihr Gegenstände in den Radio 100 Bestand gebt, diese kleine zusätzliche Anstrengung zu machen und uns mitzuteilen – soweit zutreffend und bekannt:

  • Redaktion: (Welt am Draht, Eldoradio, Dissonanzen etc.)
  • Titel: (der Sendung)
  • Inhalt: (weitere Informationen)
  • Medium: (Tonband, Kassette, Papier usw.)
  • Länge in Minuten:
  • Autor*in:
  • Witwirkende: (Redakteur*in, Sprecher*in usw.)
  • Verbreitungsweg: (Sendung, Promo, Radio 100 intern usw.)
  • Gesendet am:
  • Eigentümer*in: (des Archivals, nicht als Urheber*in des Inhalts)
  • digitalisiert: ja/nein
  • Verbleib bei der RHG: ja/nein
    • wenn zurück: wohin? (Kontakinformation)
  • Bemerkungen:

Um Euch die Arbeit wenigstens ein bisschen zu erleichtern haben wir hier Vorlagen für Tabellen in .xls und .ods vorbereitet.

Schließlich werdet Ihr bei der Übergabe gebeten, einen Überlassungsvertrag und einen Nutzungsvertrag für Bildrechte zu unterschreiben.
 

Forschung

Mit der Verzeichnung im Archivprogramm „AUGIAS“ und der Erstellung des Findbuches ist die Erschließung des Bestandes abgeschlossen und der Bestand konservatorisch gesichert – und wartet darauf, befragt und erforscht zu werden. Wer sich für Zeitgeschichte, Medien, Protestbewegungen oder die Musik der 1980er interessiert, findet im Radio 100 Bestand reiche Beute. Darin liegen Magister- und Doktorarbeiten, die darauf warten, geschrieben zu werden, aber auch Forschungsprojekte z. B. zur west-östlichen Medienkonstellationen der Wendezeit. Nicht zuletzt sind Archive wichtige Ressourcen für die Bildung.

Auch mit Institutionen, die Rundfunkgeschichte erforschen, haben wir Gespräche aufgenommen, darunter der Forschungsstelle Mediengeschichte, einer Kooperation des Hans-Bredow-Instituts mit der Universität Hamburg und dem NDR, und dem Studienkreis Rundfunk und Geschichte.
 

Digitalisierung

Da analoge Datenträger (Tonbänder, Kassetten usw.) keine lange Lebensdauer haben, ist es notwendig, diese langzeitorientiert zu speichern. Um die dauerhafte Nutzung zu erreichen, ist die Migration der Daten in ein offenes und weit verbreitetes Format notwendig. Das Archiv der DDR-Opposition hat bereits einen Großteil seiner Bestände digitalisieren lassen, weitere folgen. Nach der Digitalisierung werden analoge Datenträger inhaltlich erschlossen und durch redundantes Speichern auf Festplatten gesichert.

Vielleicht möchtet Ihr Eure Radio 100 Audios selber digitalisieren, bevor Ihr sie ins Archiv gebt. Ist uns bei vielen Aufnahmen auch so gegangen. Auch diese Digitalisate sind wertvoll fürs Archiv und ersparen ihm im besten Fall eine eigene Digitalisierung.

► Wenn Ihr Eure eigenen Kassetten digitalisieren wollt, findet Ihr hier eine Anleitung (PDF).

► Die Dateien könnt Ihr uns schicken per Wetransfer, Dropbox, FTP, einem anderen Übertragungsweg Eurer Wahl oder, wenn sie nicht zu groß sind, direkt per Mail an archiv@radio100.de.

 

Kreative Weiternutzung

Archive haben uns viel zu sagen über unsere Vergangenheit und damit über unsere Zukunft. Doch wie können wir sie zum Sprechen bringen, sie relevant machen für die Gegenwart? Viele Projekte entwickeln in einer kreativen Auseinandersetzung mit Archiven neue Sicht- und Hörweisen unserer Geschichte.

Hier einige Beispiele:

 

Fragen & Antworten

Ihr habt Fragen, die hier noch nicht beantwortet sind? Schickt sie uns an: archiv@radio100.de.

Ich stelle meine Radio 100 Archivalien gerne für eine Digitalisierung zur Verfügung, möchte sie danach aber wieder haben. Ist das möglich?
Ja, das ist möglich. Dazu müssen Deine Kontaktdaten aufgenommen werden. Nach der Bearbeitung erhältst Du eine Nachricht.

Ich möchte meine Radio 100 Archivalien anonym abgeben. Geht das?
Natürlich. Dazu können die Gegenstände im Archiv der DDR-Opposition (Schliemannstr. 23, 10437 Berlin) abgegeben oder – noch anonymer – ohne Absender per Post an das Archiv geschickt werden.

Meine Sendungen enthalten Musik oder Beiträge Dritter. Wie verhält es sich mit den Urheberrechten?
Archive genießen bestimmte Freiheiten, ohne die sie ihre Arbeit gar nicht machen könnten. So dürfen sie Kopien von Werken in ihrem Bestand anfertigen, wenn diese drohen zu zerfallen, ohne gegen das Urheberrecht zu verstoßen. Archive dürfen ihre Bestände der Forschung zugänglich machen, die wiederum bestimmte Freiheiten genießt, z. B. Bild- oder Tonzitate in eigenen Arbeiten ohne Zustimmung verwenden darf. Vor der Veröffentlichung eines Originals oder einer Bearbeitung, darunter auch der digitalen öffentlichen Zugänglichmachungen, sind jedoch die Rechte aller betroffenen Urheber*innen einzuholen.

Wird es Radio 100 Sendungen im Internet zu hören geben?
Wir bemühen uns, für möglichst viele Sendungen die Rechte zu klären und sie im Internet Archive zugänglich zu machen. Eine Radio 100 Collection im Internet Archive soll das digitale Gegenstück zum physischen Radio 100 Bestand im Archiv der DDR-Opposition werden.

Wie ist der Radio 100 Bestand zugänglich?
Der Radio 100 Bestand im Archiv der DDR-Opposition (Schliemannstr. 23, 10437 Berlin) steht allen offen, die mit den gesammelten Archivalien arbeiten und forschen wollen. Die Nutzung ist nach Voranmeldung zu den Öffnungszeiten (wochtentags 10 bis 15 Uhr, Mittwoch bis 18 Uhr) kostenlos möglich. Die Benutzungsordnung findet sich hier.